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Franz Bardon

Die Praxis der magischen Evokation


Seite: 13: Magie
Magie ist das höchste Wissen, das es überhaupt auf unserem Planeten gibt, denn es lehrt sowohl die metaphysischen als auch die metapsychischen Gesetze auf allen Ebenen kennen. Dieses höchste Wissen trägt schon seit Menschengedenken die Benennung Magie, war aber bisher nur besonderen Kreisen, zu denen vorwiegend Hohepriester und die größten Machthaber gehörten, zugänglich. Als die höchsten Eingeweihten galten deshalb immer nur die Magos. Diese wußten von den wahren Lehren, hüteten sie aber mit aller Strenge. Sie kannten genau die Synthese nicht nur ihrer eigenen Religion, sondern auch aller übrigen Religionen. Dem Volke dagegen wurde jede Religion nur in Symbolen dargereicht. Erst nach vielen Jahrhunderten kamen einzelne Brocken dieses Wissens, begreiflicherweise sehr verhüllt, auch unter die Menschheit. Da jedoch die überwiegende Zahl der Menschen nicht gesetzmäßig magisch geschult war, konnte sie diese vereinzelten Brocken nur vom individuellen Standpunkt aus begreifen und demzufolge auch nur unzulänglich und einseitig weitergeben. Deshalb ist das magische Wissen ohne jede Übertreibung bis zum heutigen Tage ein Geheimwissen geblieben. Das Begreifen der wahren magischen Gesetze hängt von der magischen geistigen Reife eines jeden einzelnen ab. Um die erforderliche Reife zu erlangen, bedarf es unbedingt einer gewissen Vorschulung. Der Leser wird daher meinen Hinweis begreiflich finden, daß er die erste Tarotkarte wenigstens bis zur achten Stufe vollends beherrschen muß, wenn er in der höheren Magie weitere und ebenfalls gute Erfolge erreichen will.

Es gibt keine Wunder als solche, es gibt auch nichts Übernatürliches, denn diese Auffassung haben nur solche Menschen, denen Dinge und Geschehnisse, die sie nicht zu fassen vermögen, unverständlich sind. Magie ist ein Wissen, welches die praktische Anwendung der niedersten Gesetze der Natur bis zu den höchsten Gesetzen des Geistes lehrt. Wer sich mit Magie befassen will, muß unbedingt vor allem das Wirken der niedersten Naturgesetze verstehen lernen, um dann die darauffolgenden und zu guter Letzt die höchsten Gesetze zu begreifen.

Je nachdem, bei welchem Abschnitt der Leser angelangt ist oder mit welchen Gesetzen er sich augenblicklich befaßt, kann er sich der leichteren Übersicht halber das magische Wissen in drei Gruppen einteilen und zwar:

In eine niedere Magie, die die Naturgesetze, deren Wirken, Walten und Beherrschen angibt und gleichsam als Naturmagie bezeichnet werden kann.

Ferner in die mittlere Magie, die das Walten und Wirken und auch das Beherrschen der Universalgesetze im Menschen, im sogenannten Mikrokosmos, also in der kleinen Welt, behandelt, und schließlich:

In die hohe Magie, die das Wirken und Walten sowie das Beherrschen im Makrokosmos, womit das ganze Universum gemeint ist, umfaßt.

Daß die Kräfte und Gesetze sowohl der niederen als auch der mittleren und ebenso der hohen Magie in einem analogen Zusammenhang stehen, habe ich bereits in meinem ersten Werk "Der Weg zum wahren Adepten" einige Male erwähnt, in dem ich diese Kräfte, deren Wirken und Walten, ausführlich beschrieben habe.

Das magische Wissen könnte mit einer Schule verglichen werden, die die niedere Magie in die Elementarklassen, die mittlere Magie, das ist die des Menschen, in die Mittelschule, und die Magie des Makrokosmos, also die hohe Magie, in die Hochschule einreiht. Da laut der Hermestafel in der Magie das universale Axiom gilt, welches lautet, daß "das, was oben ist, auch das ist, was unten ist" und umgekehrt, so kann eigentlich weder von einer niederen und mittleren, noch von einer hohen Magie die Rede sein. Es gibt demnach nur eine einzige Magie, und der Reifezustand des betreffenden Magiers gibt den Grad seiner Entwicklung an, bis wohin er im magischen Wissen gekommen ist, d. h. wie weit er sich bereits entwickelt hat.

Die universalen Gesetze, ob nun in guter oder böser Absicht berücksichtigt oder angewendet, bleiben immer ein und dieselben. Die Anwendungsweise eines Gesetzes hängt vom Charakter und von der Absicht des einzelnen ab. Gebraucht der Magier die Kräfte für gute Zwecke, mag er für sich selbst den Ausdruck "weiße" Magie wählen, verfolgt er aber unedle Zwecke, nenne er es "schwarze" Magie. Bei guten wie bei bösen Handlungen kommen stets ein und dieselben Gesetze in Betracht.

Der vernünftige Leser wird sich jedoch vollkommen klar darüber sein, daß es weder eine weiße noch eine schwarze Magie gibt. Diesen unterschiedlichen Begriff brachten mystische und religiöse Sekten in allgemeinen Gebrauch, indem sie einen Menschen, der ihnen nicht behagte, einfach als Schwarzmagier hinstellten. Um einen schlagkräftigen Vergleich anzuführen, sei bemerkt, daß es ebenso unlogisch wäre, wollte man vom universellen Standpunkt aus z. B. die Nacht als schlecht und den Tag als gut bezeichnen. Eines kann ohne das andere nicht bestehen, und diese beiden Pole mußten bei der Schaffung der großen und der kleinen Welt entstehen, um sich voneinander zu unterscheiden.

Gott, der universale Schöpfer, hat nichts Unreines und Schlechtes erschaffen. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß der Mensch das Gute und das Böse tun soll. Der Gegensatz besteht nur deshalb, damit ihn der Mensch beherrsche und das Wahre vom Gegensätzlichen unterscheiden lerne. Der wahre Magier wird deshalb niemals das Negative unterschätzen, er wird es aber auch nicht meiden. Er räumt dem Negativen stets den Platz ein, der ihm zusteht, und das Negative muß ihm geradeso nützlich sein wie das Positive. Der Magier sieht daher in den negativen Kräften niemals böse Kräfte. Gut wie Böse wird er nicht vom religiösen, sondern vom universellen Standpunkt aus sehen und berücksichtigen.

Magie wird zumeist mit Zauberei verwechselt. Ich will hier nur kurz den Unterschied zwischen Magie und Zauberei erklären. Der wahre Magier hält sich genau an die universalen Gesetze, er kennt ihre Ursache und Wirkung und arbeitet bewußt mit diesen Kräften, wohingegen sich der Zauberer Kräfte bedient, deren wahre Ursache er überhaupt nicht kennt. Der Zauberer weiß zwar, daß, wenn er diese oder jene Kraft in Bewegung setzt, dieses oder jenes geschieht, aber über die weiteren Zusammenhänge kann er sich keine richtige Vorstellung machen, da ihm die Kenntnis der Universalgesetze fehlt. Er kennt vielleicht dieses oder jenes Gesetz oder er weiß teilweise Bescheid darüber, aber er kann sich keinen analogen Zusammenhang vom Wirken, Werden und Walten dieser Universalgesetze machen, da er die nötige Reife nicht besitzt.

Ein wahrer Magier dagegen, der nicht zum Zauberer hinabsinken will, wird niemals etwas tun, worüber er im voraus nicht vollkommen im Bilde wäre. Auch ein Zauberer kann im guten oder im bösen Sinne dies oder jenes aus der Geheimwissenschaft in Anwendung bringen, wobei es nicht darauf ankommt, ob es positive oder negative Kräfte sind, mit denen er arbeitet. Nur ist er nicht berechtigt, deshalb schon als Magier zu gelten.

Ein Scharlatan wiederum ist eine Person, die anderen Menschen etwas vorzutäuschen versucht und daher weder als Magier noch als Zauberer angesehen werden kann. Der Volksmund würde einen solchen Menschen einfach Betrüger nennen. Scharlatane prahlen nur zu gerne mit hohen magischen Kenntnissen, die sie nicht besitzen, und hüllen sich in mystische Geheimnistuerei, nur um die eigene Unkenntnis zu verbergen.

Gerade diese Kategorie von Menschen hat es auf dem Gewissen, daß das wahre magische Wissen sehr entstellt und entwürdigt wurde. Der wahre Magier kennzeichnet sich weder durch Geheimnistuerei, noch durch äußeren Prunk, im Gegenteil, er ist bescheiden und jederzeit bestrebt, der Menschheit zu helfen und den Reifen das Wissen verständlich zu machen. Dem Unreifen wird der Magier begreiflicherweise keine Mysterien anvertrauen, um das heilige Wissen nicht zu entwürdigen. Niemals wird der wahre Magier durch sein äußeres Gebaren das wahre Wissen nach außen hin zeigen. Ein wahrer Magier ist von einem Durchschnittsmenschen fast überhaupt nicht zu unterscheiden, denn er paßt sich jedem Menschen, jeder Gelegenheit und jeder Situation an. Seine magische Autorität ist eine innere, die es nicht notwendig hat, äußerlich zu glänzen.

Noch eine Abart der Magie ist erwähnenswert, die irrtümlicherweise mit Magie verwechselt wird, mit derselben aber durchaus nichts zu tun hat, und zwar ist es die sogenannte Taschenspielerkunst. Der Taschenspieler ahmt durch seine Handfertigkeit und durch Sinnestäuschung anderer Personen einige Phänomene nach, die der echte Magier mit Hilfe der universalen Gesetze vollbringt. Dadurch, daß auch Taschenspieler das Wort Magie für ihre Kunststücke gebrauchen, ist abermals ein Beweis dafür erbracht, wie tief der wahre Begriff von Magie gesunken ist. Es ist nicht meine Absicht, mich in diesem Buch mit Zauberkunststücken und Bühnentricks näher zu befassen, Tatsache jedoch ist, daß ein Taschenspieler weder ein Magier noch ein Zauberer sein kann, selbst dann nicht, wenn er sich seiner Handfertigkeit wegen noch so verlockende Namen gibt.

In diesem Buch beschreibe ich die Synthese des bisher noch nicht aufgeklärten Gebietes der Magie, und zwar das der Beschwörungsmagie, da gerade diese Art von Magie die am schwersten faßbare ist. Seit dem grauesten Altertum bis zur Neuzeit kamen Hunderte von Büchern in den Umlauf, die Anleitungen für Beschwörungen von Wesen, für Teufelspakte u. dgl. m. enthielten, aber keines von diesen Büchern konnte dem Leser wahres Wissen geben, geschweige denn ihm praktische Erfolge an Hand der empfohlenen Lektionen sichern. Allerdings kam es laut Veranlagung und Reife des einzelnen hie und da dennoch vor, daß Teilerfolge erzielt wurden. Ein wahrer Magier aber, der sich mit dem Problem der Beschwörungsmagie eingehend befassen will, braucht nicht zu befürchten, daß er keine Erfolge oder nur Teilerfolge erzielen wird. Er gelangt zu der Überzeugung, daß er mit der Synthese der Beschwörungsmagie ohne weiteres eine erfolgreiche Evokation zustande bringt. Die anderen Kategorien der Magie, wie z. B. Mumialmagie, Sympathiemagie, Besprechungen, Heilungen durch sympathetische Mittel, will ich in diesem Werk nicht behandeln, denn diese ergeben sich einem echten Magier von selbst, falls er sich ihrer gelegentlich bedienen will. Die in den üblichen Büchern gegebenen Anleitungen kann sich der eingeweihte Magier nach den Universalgesetzen selbst umarbeiten und für die eventuelle Praxis anwenden.A

Bereits diese wenigen Sätze zeugen von dem hohen Wert der Magie für das Leben und die Entwicklung des Menschen. Diejenigen Schriftsteller, die bis in Gegenwart die Magie als unwissenschaftlichen Aberglauben hinstellen, betreiben ihr Handwerk entweder aus Unwissenheit und Dummheit, oder aus politischen Gründen. Wer aber Schüler dieser Wissenschaft werden will, der kann diese Schülerschaft heute ohne einen persönlichen Lehrer beginnen, weil ihm insbesondere durch das Werk von Franz Bardon ein exaktes Entwicklungssystem zur Verfügung steht.
Wuppertal, 14. März 2001
Dieter Rüggeberg
Der magische Spiegel von F. Bardon,
ca. 1 Meter Durchmesser.
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