Rudolf Steiner:
Hintergrund 1. Weltkrieg
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Rudolf Steiner

Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges -
GA 174b

Vorträge zwischen 1918 und 1921

S. 42: ...Mißverstehen Sie den Vergleich nicht: Wie will man ausmachen, ich möchte sagen, nach Elefantenart dasjenige, was Löwenbrauch ist? Die Ereignisse aber bilden sich heraus aus den ewigen Notwendigkeiten und laufen so ab, wie die ewigen Notwendigkeiten fließen. Sträuben mußte sich der Osten gegen dasjenige, was für ihn notwendig war und immer notwendiger wird: die Verbindung mit dem Westen und seiner Kultur. Denn im Grunde genommen konnte ihm vor seiner Reifung gar nicht das rechte Verständnis gegeben sein. Und ein äußerer Ausdruck ist der Konflikt zwischen dem, was man das Germanentum, und dem, was man das Slawentum nennt, dasjenige, was sich im Grunde genommen erst vorbereitet und als eine lange Beunruhigung über dem europäischen Leben schweben wird: die Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem. Man möchte sagen, wie sich ein Kind dagegen sträubt, die Errungenschaften der Alten zu lernen, so sträubt sich der Osten gegen die Errungenschaften des Westens, sträubt sich dagegen, sträubt sich so weit, daß er ihn haßt, selbst wenn er sich gezwungen fühlt, zuweilen seine Errungenschaften anzunehmen. Mit dem Lichte der Wahrheit in diese Dinge hineinzuleuchten, erfordert eben etwas anderes als das, was man heute liebt; obwohl man dieses andere zuweilen verspürt, aber man ist abgeneigt, die Augen auf diese Dinge hin zu richten und sie wirklich aus ihren innersten Impulsen heraus zu verstehen. Denn wird man nur ein wenig von diesen innersten Impulsen berührt, dann hört bald vieles von dem Geschwätz auf, muß aufhören, was vollbracht wird und was bloß der Konfusion entspringt, der Konfusion, die in der äußeren Maja befangen bleiben will.

          Was wird man unter der sechsten Kulturepoche zu verstehen haben? Man wird darunter eine Kulturepoche zu verstehen haben, innerhalb welcher ein großer Teil der östlichen Menschen ihr Menschentum demjenigen zum Opfer gebracht haben wird, was in der Volkskultur errungen worden ist, indem gleichsam wie ein Weibliches das Östliche sich wird haben befruchten lassen von dem männlichen Westlichen. Dasjenige, was leben wird in den Seelen der sechsten Kulturepoche, wird dasselbe sein, was von den Seelen der fünften Kulturepoche errungen worden ist. Das bedingt, daß von Osten her das Unreife und noch nicht Gereifte sich wälzt, sich wehrt gegen dasjenige, was ja doch ge-

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schehen muß. Genau ebenso, wie das Griechisch-Römische sich einmal zu wehren hatte gegen das Germanische, so muß sich das Slawische gegen das Germanische wehren; aber genau ebenso wie beim Übergang vom Griechisch-Römischen zum Germanischen in der aufsteigenden Entwickelung, so bei dem Übergang vom Germanischen ins Slawische in der absteigenden. Indem die eigentliche Mission der fünften Kulturepoche von dem germanischen Element übernommen worden ist, war dieses germanische Element dasjenige, welches für diese fünfte Kulturepoche das eigentliche Verständnis des Christentums im inneren Erringen in die Erdenevolution einzufügen hatte und noch haben wird, Und es wäre das größte Unglück geschehen, wenn auf die Dauer das germanische Element besiegt worden wäre von dem römischen, denn dann hätte nicht geschehen können, was durch die fünfte Kulturepoche geschehen ist: Dieses germanische Element hatte eben das persönliche Erringen darzuleben. Und es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element das germanische besiegen würde. Merken Sie den Unterschied. Der trostloseste abstrakteste Schematismus wäre es, wenn man das als ein Unglück bezeichnen würde beim Übergang von der fünften zur sechsten Kulturepoche, was man als ein Unglück bezeichnen müßte beim Übergang von der vierten zur fünften Kulturepoche. Der Sieg der Römer würde bedeutet haben: das Unmöglichmachen der Mission der fünften Kulturepoche; der Sieg des slawischen Elementes würde ebenso diese Unmöglichkeit bedeuten für die sechste Kulturepoche. Denn nur im passiven Annehmen desjenigen, was die fünfte Kulturepoche hervorbringt, kann der Sinn der sechsten bestehen.

          Man muß fühlen, was ganz unabhängig von Ambitionen, von nationalen Aspirationen aus diesen Erkenntnissen heraus folgt, wenn diese Erkenntnisse Leben werden. Man muß aber auch sich klar sein darüber, wie schwer das Verständnis wird für die Menschen, wenn die Wahrheit ihren Leidenschaften widerspricht, wenn eben die Wahrheit ihren Aspirationen widerspricht. Wenn man durch menschlichen Verstand heute etwa von Mitteleuropa aus einen Westeuropäer oder einen Engländer überzeugen will, so tut man etwas, dessen Erfolglosigkeit man einsehen sollte, wirklich einsehen sollte, sofern es sich um natio-

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sisches Wesen nicht so verstehen kann. Der Franzose will ein schönes Wort haben, in eine schöne Phrase alles geprägt haben, und ist dann zufrieden. Der Engländer will nachfragen, wo der Nutzen von einem Wissen oder dergleichen liegt. Daß aber erstrebtes Wissen etwas ist, was aus der Seele herauswachsen muß wie die Blüte aus der Pflanze, ohne das der Mensch sich nicht als ein ganzer Mensch fühlt, das verstehen weder die Franzosen — als Franzosen selbstverständlich, vom einzelnen ist nicht die Rede —, noch verstehen es die Angelsachsen.

          Dasjenige, was seit dem Griechentum, das ein Höchstes geleistet hat für die vierte nachatlantische Kulturperiode, zu leisten ist an Herausgestaltung des seelischen Erlebens in eine Ideenwelt hinein, das ist Aufgabe des deutschen Wesens. Und man braucht wirklich kein Nationaler im engherzigen Sinne zu sein, sondern ein ganz objektiver Betrachter des Entwickelungsganges der Menschheit, wenn man dieses hervorhebt. Und Sie wissen ja auch: Ich hebe es nicht erst bei Gelegenheit dieses Krieges hervor, sondern diese Betrachtungen lagen in vielem darin, was seit Jahren, seit anderthalb Jahrzehnten unter uns von mir gesagt worden ist.

          Dadurch aber, daß dieses deutsche Wesen so ist, dadurch ist es aus seelisch-sachlichen Gründen berufen, die angedeutete seelische Ehe einzugehen mit dem russischen Osten. Und niemals wird die Kulturaufgabe der Zukunft anders erfüllt werden können, als indem die russische Anpassungsfähigkeit das annimmt, was aus dem deutschen Volkstum heraus kommen kann. Und alle Kulturentwickelung der Zukunft ist eine Frage dieser Verbindung Mitteleuropas mit Osteuropa.

          Anders liegt das mit Westeuropa. Westeuropa hat dasjenige, was die vierte nachatlantische Kulturperiode gebracht hat, übernommen und es selbständig entwickelt, aber in der Weise, wie ich das oftmals dargestellt habe: nur durch die drei Seelenkräfte: Empfindungsseele, Verstandesseele, Bewußtseinsseele. Es ist nicht produktiv, was diese vierte nachatlantische Kulturperiode im wesentlichen hinausschickt, und insbesondere die britannische Volksseele, die angelsächsische Volksseele hat die Aufgabe, die Bewußtseinsseele auszubilden, auszubilden dasjenige, was vor allen Dingen auf die Nützlichkeit in bezug auf den physischen Plan hingeordnet ist.

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          Daher alle die Erscheinungen, die wir auftreten sehen innerhalb Westeuropas, besonders innerhalb des angelsächsischen Volkstums. Aber nun fühlt besonders dieses angelsächsische Volkstum instinktiv, daß das eigentlich Fruchtbare das Mitteleuropäische ist, im wesentlichen der deutsche Einschlag Mitteleuropas ist. Und diejenigen, welche die sogenannten okkultistischen Bewegungen Westeuropas, namentlich des angelsächsischen Volkes leiten, die wissen, um was es sich handelt. Von zwei Gedankengängen sind diejenigen zunächst erfüllt, die die okkultistischen Bewegungen im angelsächsischen Volkstum leiten: Der eine Gedankengang ist der, daß sie sich sagen: Das römisch-katholische Wesen ist abgetan, das gehört im wesentlichen der vierten nachatlantischen Zeit an. An die Stelle desjenigen, was im römischen Kultwesen war, muß das angelsächsische Wesen treten. — Und jeder Okkultist einer gewissen Sorte, das heißt jeder Okkultist, der in seinem Volkstum aufgeht, und das sind, mit Ausnahme weniger, alle im Angelsachsentum, der weiß — das heißt, er bildet sich das ein, ein richtiges Wissen zu haben —, daß die «angelsächsische Rasse», wie er sagt, an die Stelle des römischen Wesens treten müsse. Das wird in allen okkultistischen Schulen dort gelehrt. Das ist ein festes Dogma.

          Und ebenso wissen die Leute instinktiv, daß gewissermaßen die Rekruten für das Einführen in das Leben alles desjenigen, was die Kultur bringen muß, die Rekruten, die aufnehmen müssen passiv durch ihre Anpassung, die russischen Menschen sind.

          Diese zwei Dinge wissen gerade die angelsächsischen Okkultisten sehr genau, das heißt, sie sehen die Sache so an, das ist ihre Oberzeugung. Ihre Überzeugung ist auf der einen Seite: Angelsachsentum hat abzulösen das römische Wesen; alles andere, Protestantismus, Calvinismus und so weiter, das sind nur Anhängsel. Das Angelsachsentum muß etwas erzeugen in der Welt — wie gesagt, ich spreche jetzt von den Okkultisten —, was für die fünfte nachatlantische Kultur so sich hinstellt, wie sich das römisch-katholische Wesen hereingestellt hat in die zweite Zeit der vierten nachatlantischen Kultur, selbst noch bis ins 14., 15., 16. Jahrhundert.

          Und nun ist jeder Okkultist auf dieser Seite davon überzeugt, daß vor allen Dingen die Brücke geschaffen werden muß zwischen dem-

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jenigen, was das Angelsachsentum sich so zuschreibt, und dem russischen Wesen. In die russische Seele hineingießen dasjenige, was angelsächsischer Okkultismus lehren will, das ist dasjenige, was aus dem zweiten, das ich angeführt habe, wie ein Ideal hervorgeht für jeden angelsächsischen Okkultisten: die russische Seele zu benützen als eine Art von Wachs, in das eingeprägt wird dasjenige, was der angelsächsische Okkultismus will. Dieses Ideal überwuchert in den Kreisen, von denen ich jetzt rede, weitaus alles dasjenige, was uns hier die Hauptsache ist.

          Uns ist die Hauptsache wirkliche Erkenntnis, wirkliches Dringen zur Wahrheit, und unsere ehrliche Grundüberzeugung ist die, daß, wenn wir die Wahrheit finden, diese Wahrheit den Menschen geben wird, was sie brauchen, und daß diese Wahrheit, wenn wir sie in der richtigen Weise erstreben und suchen, auch in der richtigen Weise die zukünftigen Kulturepochen befruchten wird, daß schon das geschehen wird, was geschehen muß mit den Völkern Europas, wenn in der richtigen Weise ehrlich die Wahrheit gesucht wird. Man braucht nichts anderes, als ehrlich die Wahrheit suchen; das ist der wahre Grundsatz der Geisteswissenschaft.

          Aber dem steht gegenüber ein solcher Grundsatz, wie ich ihn eben charakterisiert habe, eine besondere Rasse an die Spitze zu bringen, eine besondere Rasse mächtig zu machen, mächtig vor allen Dingen in bezug auf das Seelenleben. Nicht von Politischem sprechen wir jetzt, wir sprechen von dem, was als okkultistische Wege in den Tiefen wurzelt: mächtig zu machen das angelsächsische Seelentum und zu benützen das, was anpassungs- und aufnahmefähig ist, das osteuropäische Wesen, und in es hineinzugießen das, was man hineingießen will, damit eine Ehe entstehen könne zwischen Angelsachsentum und Russentum. Die inneren Impulse der Menschheitsentwickelung sprechen von einer Ehe des deutschen Wesens mit dem Russentum. Der egoistische Wille des angelsächsischen Okkultismusredet davon, daß das Russentum durchdrungen werden muß mit Angelsachsentum in bezug auf seelische okkulte Entwickelung.

          Fassen Sie diese Dinge nur ganz klar ins Auge; sie sind außerordentlich wichtig. Sie werden von mir so angeführt, wie sie immer mehr

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und mehr gelehrt werden in allen möglichen okkultistischen Richtungen des Westens, namentlich in den angelsächsischen okkultistischen Schulen. Dasjenige, was aber doch im Grunde genommen nur die Bewußtseinsseele zu pflegen hat, kann zu einem wirklichen Inhalt nicht kommen. Wirklicher Okkultismus aber, der nicht Machtgelüste entfaltet, sondern nach der Wahrheit sucht, steht ganz im organischen, im lebensvollen Zusammenhange mit der deutschen Entwickelung und ist ganz innerhalb der deutschen Entwickelung verankert.

          Aber was hat sich zugetragen, meine lieben Freunde? Wäre die Entwickelung seit dem Mittelalter bis in unsere Zeit herauf nicht durch ahrimanische Kräfte gestört worden, hätte sich dasjenige, was in Europa für die Geisteswissenschaft geschehen ist — von einigem sehr späten Geschehen werden wir wiederum morgen zu reden haben —, organisch, ohne ahrimanische Einflüsse entwickelt, dann würde man heute leichter ersehen, daß alles das, was das Abendland an Geisteswissenschaft geleistet hat, aus deutschem Wesen hervorgegangen ist. Aber durchflutend Angelsächsisches, wurde deutsche Geisteswissenschaft in Masken ins Angelsachsentum und auch nach Frankreich hineingetragen. Nur die Terminologie, die Namengebung der einzelnen Tatsachen hat man angepaßt der französischen, der englischen Sprache. Wenn man aber auf den Grund geht, so ist all dasjenige, was im französischen Okkultismus und im englischen Okkultismusenthalten ist, nur maskiertes deutsches geisteswissenschaftliches Forschen, mitteleuropäisch-geisteswissenschaftliches Forschen.

          Auf eine Weise, die ich gleich erörtern werde, hat auch dasjenige, was sich Theosophical Society genannt hat, nichts anderes enthalten, als mit indischen oder sonstigen Namen belegte Tatsachen, die innerhalb der deutschen Geisteswissenschaft gefunden worden sind. Und das Bestreben der Theosophical Society war, den Deutschen diese Tatsache möglichst zu verschleiern. Denn darauf geht das Angelsachsentum aus, die Wahrheit der mitteleuropäischen Entwickelung in bezug auf die Geisteswissenschaft überall auszulöschen und sich selbst an dessen Stelle zu setzen. Hier ist es das eminenteste Machtgelüste, das dem Okkultismus entspringt. Und es war eine einfache Notwendigkeit, daß jene Abschälung stattfand, die sich nun wirklich seit der

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Jahrhundertwende vollzogen hat, daß wiederum zurückgeführt worden ist das, was ursprünglich deutsch war und was leider unsere Deutschen nur allzusehr mit Kußhand empfangen haben vom Engländertum, daß das wiederum hingestellt wurde in seiner ursprünglichen Reinheit. Eine Wahrheit ist festgestellt worden. Die mußte festgestellt werden. Daß diese Wahrheit festgestellt worden ist, das wird die englische Theosophische Gesellschaft unseren deutschen Bestrebungen, wie sie vom Anfange an waren, niemals verzeihen. Das läßt sich nur mit einem Nebel umhüllen durch Verleumdung.

          Aber sehr systematisch, sehr zielbewußt, gehen alle diejenigen vor, die innerhalb der okkultistischen Bestrebungen gerade Macht entfalten wollen. Deshalb ist es so notwendig, daß man diesen Bestrebungen gegenüber nicht schläft, sondern einige Klarheit entwickelt. Klarheit ist vor allen Dingen gerade den bedeutenden Erscheinungen gegenüber notwendig. Und Klarheit ist zum Beispiel ganz besonders notwendig gegenüber der für die Theosophical Society ja ausschlaggebenden Persönlichkeit von Helena Petrowna Blavatsky.

          Was der Klarheit auf diesem Gebiete zugrunde liegt, das läßt sich anknüpfen an zwei Tatsachen: Die erste Tatsache ist diese, daß Helena Petrowna Blavatsky eine Russin war, aus dem Russentum herausgewachsen ist. Die zweite Tatsache ist diese, daß sie hinterlassen hat in englischem Gewande eine Art Geheimwissenschaft, daß sie nach und nach vollständig, aber auf Umwegen verschiedener Art, hineingewachsen ist in das, was der angelsächsische Okkultismus anstrebt, zum Teil auf Umwegen, die bedingt waren durch die große Begabung dieser Frau. Helena Petrowna Blavatsky war eine, ich möchte sagen, in einem gewissen Sinne mediumistische Persönlichkeit, die in einer solchen Anpassungsfähigkeit auch der okkult-seelischen Eigenschaften eben nur aus dem russischen Volkstum heraus sich entwickeln konnte. Dasjenige, was der Russe sonst als allgemein menschliche Eigenschaften hat, hatte Helena Petrowna Blavatsky gerade mit Bezug auf okkulte Eigenschaften. Und daher kam es, daß sie in Westeuropa zuerst von dem französischen Okkultismus, dann von dem britischen Okkultismus einer gewissen Sorte geeignet befunden worden ist, gerade in ihre Seele hineinzugießen angelsächsisch-okkultes Wesen. Man glaubte der Welt

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etwas geben zu sollen, was gleichsam vorausgenommen darstellt angelsächsischen Okkultismus, sich offenbarend aus der russischen Seele heraus. An die Stelle desjenigen,was kommen soll und kommen muß, der Verbindung des mitteleuropäischen Wesens mit dem russischen Wesen, wurde bewußt, absichtlich gestellt die Durchdringung der russischen Natur — in Helena Petrowna Blavatsky als Repräsentantin des russischen Volkstums — mit angelsächsischem Machtokkultismus. Daran waren diejenigen Menschen nicht unbeteiligt, welche gewissermaßen die Fäden des Lebens, wie es sich außen nach dem physischen Planentwickelt, in der Hand haben wollen. Um die arme Persönlichkeit der Helena Petrowna Blavatsky hat sich mancherlei Tragisches abgespielt, auf das ich heute nicht eingehen kann. Gerade wegen ihrer tiefgehenden und umfassenden Medialität, in die alles mögliche hineingegossen werden konnte, hat sich vieles, vieles abgespielt. Und es war ein langer Weg von dem Ausgangspunkt, wo zunächst versucht worden ist, Mitteleuropäisches direkt der armen Blavatsky zu übermitteln, was dann in einer allerdings kaleidoskopartigen, fast unbrauchbaren Weise in der «Entschleierten Isis» zutage getreten ist. Aber sehr bald kam sie, indem sich andere Persönlichkeiten ihrer bemächtigten, unter ganz andere Einflüsse, und an die Stelle desjenigen, der ihr Leiter war, und der sie zu mitteleuropäischem Wesen anleiten wollte, trat später, indem sie in der Maske des ursprünglichen Leiters auftrat, die sogenannte spätere Koot-Hoomi-Individualität, die aber nichts anderes war, nach der Aussage der wirklich wissenden Okkultisten, als ein Mensch, der im Solde des Russentums stand und in einer bewußten Weise zusammenschmieden wollte dasjenige, was hervorgehen konnte aus der seelischen Befähigung der Blavatsky und dem angelsächsischen Okkultismus. Man hat es direkt zu tun mit dem Zusammenstoßen, möchte ich sagen, einer ursprünglichen Individualität — manche nennen es Meister, man kann es nennen, wie man will — und einem späteren Wicht, einem Schwindler,der die Maske des ersten angenommen und von seiten Osteuropas aus die Aufgabe erhalten hatte, die ich eben angedeutet habe.

          Dann begann die Zeit, wo die Blavatsky sich verbinden sollte mit dem okkultistischen Franzosentum, wo sie rasch zu gewissen Zielen

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kommen wollte und deshalb einer Okkultistenloge in Paris solche Bedingungen stellte, die dann nicht erfüllt werden konnten, so daß sie bald wieder ausgeschlossen werden mußte, weil sie unter dem Einfluß der hinter ihr stehenden Individualitäten immer verquickte okkultistische Absichten mit politischen Machtimpulsen. Dann folgte die amerikanische Episode, die wiederum einen politischen Hintergrund hatte. Alle diese Dinge gingen darauf aus, vor Europa etwas hinzustellen, was Europa überzeugen sollte, daß aus der Verbindung des seelischen Russentums und des angelsächsischen okkultistischen Machtgelüstes eine Art neuer Weltenreligion für Europa hervorgehen könne. Das sollte vor Europa hingestellt werden. Und überrannt sollte werden dasjenige, was aus dem deutschen Wesen hervorgegangen ist.

          O meine lieben Freunde, ich erinnere mich wohl —und es könnte manchen unangenehm sein, wie deutlich solche Dinge vor meiner Seele stehen —, wie Mrs. Besam ihre allererste Versammlung innerhalb Deutschlands in Hamburg hielt, und wie ich sie innerhalb eines kleinen Kreises damals interpellierte, wie sie über die Entwickelung des Okkultismus im 19. Jahrhundert denke, und wie sie damals in Hamburg die Antwort gab: An der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert hat sich in Deutschland so etwas geltend gemacht wie ein okkultes Streben, aber die Deutschen sind steckengeblieben in reinen Abstraktionen, und es hat sich gezeigt, daß die große — wie sie sich ausdrückte, sie drückte sich ja immer groß aus —, daß die große Welle des spirituellen Lebens dem britischen Volke zuerteilt war. — Selbstverständlich sagte sie das englisch; aber es war im Englischen noch größer!

          Für Blavatsky kam dann die Zeit, wo es notwendig wurde, daß alle diejenigen, die es mit der Geisteswissenschaft ernst meinten und die sich nicht einlassen konnten auf angelsächsische Machtgelüste, etwas taten. Und dadurch wurde das herbeigeführt, was man später in okkulten Kreisen genannt hat die «okkulte Gefangenschaft» der Blavatsky. Man konnte es auf keine andere Weise bewirken. Und der Beschluß, die okkulte Gefangenschaft, wie man sagt, über die Blavatsky zu verhängen, wurde durch eine Versammlung ehrlicher Okkultisten, wenigstens zum größten Teil ehrlicher Okkultisten, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gefaßt.

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          Die okkulte Gefangenschaft besteht darin, daß man — durch gewisse Vorgänge ist das möglich — das Streben eines Menschen wie einschließt in einer Sphäre, aus der er nicht hinaussehen kann, so daß sein Streben zurückgeworfen wird und er gewisse Schäden, die er anrichten würde, nicht anrichten kann.

          Der Vorgang, den ich jetzt erzähle, dieses Verhängen der okkulten Gefangenschaft, ist nicht einwandfrei; aber, wie gesagt, die Leute konnten sich auf eine andere Weise nicht helfen. Blavatsky war eine starke psychische Persönlichkeit und konnte stark wirken. Daher hat sie auch jene auf der einen Seite überwältigende, auf der anderen Seite übertölpelnde Kraft in ihren Schriften.

          Dann stellte sich ja das ein, was man so schildern kann, daß gewisse indische Okkultisten, die sich auf diese Weise ein wenig rächen wollten wegen der englischen Umklammerung, sich der Persönlichkeit der Blavatsky bemächtigten, und dadurch kam dann der indische Einschlag hinein. Ich habe an anderen Orten das genauer auseinandergesetzt, hier will ich das nur andeuten.

          Da kam dann also der indische Einschlag, und dadurch entstand jene bedenkliche okkulte Wissenschaft, die in der Theosophical Society lange Zeit gepflegt worden ist und von der gereinigt werden mußte dasjenige, was in Mitteleuropa als Geisteswissenschaft auftreten sollte. Denn dasjenige, was in Mitteleuropa als Geisteswissenschaft auftreten soll, das muß in dem Sinne, wie ich es angedeutet habe, grund-, grundehrlich sein, das heißt, die Wahrheit als solche anstreben und überzeugt davon sein, daß die Wahrheit, indem sie hinfließt durch unsere Seelen und durch die Entwickelung der Menschheit, das rechte innerhalb von Völkern und auch innerhalb des Daseins der Menschen, der sozialen Ordnung der Menschen, bewirken werde: reines, ehrliches Wahrheitssuchen! Und dieses reine, ehrliche Wahrheitssuchen ist ja zunächst noch unsere Hauptaufgabe.

          Ich wollte, man verstünde das gerade innerhalb unserer geisteswissenschaftlichen Bewegung hier genauer, dann würde man mir auch gewisse Nebenbedingungen, die ich schon einmal stellen muß, vergeben, würde sehen, daß diese Bedingungen genauer genommen werden müssen. Wie oft ermahne ich unsere Freunde, man soll, damit rein bleiben

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kann dasjenige, was als Geisteswissenschaft der Welt zu bringen ist, damit das von keiner Seite eine Anpassung erfahren kann, mir nicht kommen mit allerlei anderen Dingen, die man so leicht verquickt mit geisteswissenschaftlichen Bestrebungen. Selbstverständlich, man tut alles ganz gern, was Menschenwollen erfordern kann, und in freundschaftlicher Weise kann ja manches geschehen aber jedenfalls muß zum Beispiel einmal begriffen werden, warum ich immer wieder und wiederum ermahne: Man soll nicht glauben, daß ich auch nur im entferntesten — ebensowenig wie in andere, nicht direkt geisteswissenschaftliche Gebiete — mich in die Arzneikunde hineinmische. Es wäre schonnotwendig, daß sich unsere Mitglieder angewöhnten, das ernst zu nehmen, daß ich sage, im wesentlichen dürfte man mir eigentlich nicht mit ärztlichen Dingen kommen. Es ist wesentlich, daß man diese Dinge versteht, weil es wenigstens für heute noch notwendig ist, das geisteswissenschaftliche Bestreben, soweit ich es zu vertreten habe, fernzuhalten von den anderen Dingen. Es sind genug ärztliche Persönlichkeiten innerhalb unserer Bewegung, denen sich unsere Mitglieder anvertrauen können. Da ich das immer wieder und wieder betone, so sollte man wenigstens im Prinzip das wirklich ernst nehmen, wenn ich sage: Ich will mich in keiner Weise irgendwie aufs Kurieren einlassen; denn dadurch wird die Welt dasjenige, was zunächst die geisteswissenschaftliche Bewegung durch mich tun soll, nur verkennen, und das soll nicht verkannt werden.

          Wie wenig im Grunde genommen im Angelsachsentum richtiges Verständnis für das reine, objektive Wahrheitsstreben war, das konnten diejenigen wissen, die einmal einen merkwürdigen Vortrag von Mrs. Besant über «Theosophie und Imperialismus» gehört haben. Da konnte man durch diesen Vortrag durchfühlen vieles von dem, was ich heute aus den Tatsachen heraus sagen mußte: Niemals dürfte verquickt werden mit irgendwelchen Machtgelüsten, mit irgendwelcher unmittelbar politischen Bestrebung dasjenige, was Geisteswissenschaft ist, obwohl selbstverständlich derjenige, der ein guter Geisteswissenschafter ist, der beste Politiker sein kann. Aber darauf kommt es nicht an, sondern es darf Geisteswissenschaft nicht so werden, wie es im Angelsachsentum der Okkultismus ist, den ich zu charakterisieren versuchte;

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es darf Geisteswissenschaft nicht so etwas werden, was gerade durch dieBlavatsky, und dann in vieler Beziehung auch durch Mrs. Besant angestrebt worden ist, durch Mrs. Besant nur mit weniger Talent und mit weniger Begabung als durch Helena Petrowna Blavatsky. Das Bestreben war ja doch von seiten des Angelsachsentums, in blendender Weise durch die Seelenerfahrungen einer solchen Persönlichkeit, wie die Blavatsky es war, eine Art okkultistischer Religion zu begründen, die das Angelsachsentum mit Überrennung des Deutschtums unmittelbar hineinträgt in das Russentum. In den Schulen, in denen jetzt nicht auf Blavatskys Weise, sondern überhaupt in der Weise des angelsächsischen Okkultismus die Dinge gelehrt werden, die ich ja auch schon angedeutet habe, wurde immer wieder und wieder von diesem Kriege, in dem wir jetzt drinnenstehen, als einem notwendigen gesprochen. Und immer wieder und wiederum wird in solchen Schulen sehr suggestiv von dem Ausgang dieses Krieges so gesprochen, daß man sagt: Das und das muß geschehen durch diesen Krieg.— Man sagt es nicht aus einer Prophetie heraus zunächst, sondern weil man es will, weil man möglichst Einfluß gewinnen will, weil man möglichst die Menschen präparieren will durch alle Kanäle, die gerade sich erreichen lassen. Denn wenn man den Menschen allerlei Okkultismus in Masken beibringt, will man die Menschen präparieren nach einer gewissen Richtung hin. Darum muß ich fragen — ich muß diese Dinge besprechen, weil sie schon öffentlich besprochen werden, und weil derjenige, der Geisteswissenschaft sozu vertreten hat wie ich, begreiflich machen muß, wie er zu diesen Dingen steht —: Warum ist denn eine okkultistische und den Okkultisten bekannte Persönlichkeit von Paris, unmittelbar nachdem der Krieg zwischen Deutschland, Rußland, England und Frankreich ausgebrochen war, immer wieder und noch im Oktober 1914 nach Rom gereist? Warum spielte sie in Rom eine Rolle, die später auf die Verhältnisse von Italien einen Einfluß hatte, eine ähnliche Rolle, wie sie gewisse Leute spielten, die angehörten dem „Grand Orient de France”, oder in Verbindung stehen mit Freimaurern des Angelsachsentums, die einen tiefgehenden Einfluß hatten auf die ganze Gestaltung der gegenwärtigen Ereignisse, viel mehr als man glaubt?

          Aber noch anderes muß ich fragen: Warum steht denn in dem Jahr-

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buch, daß dieselbe Persönlichkeit, die von gewissen Strömungen des Okkultismus gebraucht wird, man könnte auch sagen, mißbraucht wird für allerlei Zeug — wie gesagt, weil das schon in der Welt besprochen wird, so muß ich zeigen, auf welcher Seite ich in diesen Dingen stehe —, warum steht in dem Jahrbuch von 1913, das diese Persönlichkeit herausgab und das eigentlich schon 1912 erschienen ist: Derjenige, der glaubt Osterreich zu regieren, wird nicht regieren, aber ein anderer, jüngerer wird regieren, der jetzt noch nicht zum Regieren bestimmt ist? — Warum steht das 1913 in einem Jahrbuch eines Mediums, das in einer gewissen okkulten Strömung drinnensteht? Warum ist 1914 dasselbe in dem Jahrbuch wiederholt — also bevor das Jahr 1914 kam, für 1914, aber schon 1913 erschienen: Die Tragik des Habsburger Hauses wird sich schneller, als man meint, erfüllen. — Warum steht das in diesen Jahrbüchern? Und noch mehr: Warum steht in einem Pariser Blatt, das man in deutscher Sprache «Paris-Mittag» nennen könnte, 1913 schon der Wunsch ausgedrückt, daß der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand ermordet werden müsse? Es entspricht dieses Blatt ungefähr dem, was in Berlin «B. Z. am Mittag» ist: «Paris midi» ist das, viel gelesen. Warum steht in dem Almanach auf der einen Seite dasjenige, was ich angeführt habe: Derjenige, der glaubt zu regieren, wird nicht regieren, aber ein jüngerer wird regieren, und auf der anderen Seite geradezu der Wunsch, daß dieser Erzherzog ermordet wird? Warum steht in diesem selben Blatt, als gerade die Debatte über die drei Jahre Dienstzeit in Frankreich stattfand, mit zynischen Worten: Wenn es einmal in Frankreich zum Mobilisieren kommen sollte, so wird der erste, der ermordet werden wird, Jaurès sein? — Halten Sie das, meine lieben Freunde, für Prophetie? Ich möchte Ihnen eben zeigen, daß ich nicht auf seiten derjenigen stehe, die das für Prophetie halten, sondern daß das alles hinweist auf tiefgehende, schauderhafte Untergründe im Mißbrauch des scharlatanhaften, aber geradezu menschheitsgefährdenden Okkultismus.

          Ich wollte Ihnen heute etwas vielleicht nicht Erhebendes sagen, aber etwas um so Ernsteres. Ich wollte Ihre Seele fragen, ob der Mensch nicht wirklich recht klaren Blick sich aneignen müsse, wenn er gerade in einer okkultistischen Strömung drinnenstehen will, und ob es da

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nicht schlimm stehen könnte, wenn man die wichtigsten Dinge verschlafen wollte. Meine lieben Freunde, wer auch die Verbindung der Theosophical Society — wie sie nach und nach immer mehr geworden ist — mit solchen Dingen studieren will, der braucht nur auf die Tätigkeit solcher Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Mrs. Catherine Tingley, einmal ein scharfes Auge zu werfen. Und auch das ist lehrreich, daß, als aus einer gewissermaßen noch mehr christlichen Anschauung, sogar auf einem stark medialen Wege etwas eingeführt werden sollte in dasjenige, was allein angelsächsisch sein sollte, in dem Büchelchen «Licht auf den Weg» von Mabel Collins, daß da die Verleumdung losging. Denn das meiste, was gegen das Medium vorgebracht wurde, durch welches „Licht auf den Weg” der Menschheit gegeben worden ist, ist Verleumdung.

          Mit etwas Ernst wollte ich heute zu Ihnen sprechen, damit aus diesem Ernst heraus recht viele unter uns einen Begriff davon bekommen, wie notwendig es ist, sich bewußt zu werden der mitteleuropäischen Sendung in bezug auf Geisteswissenschaft, und daß unbedingt notwendig ist, daß diese mitteleuropäische Sendung Weltensendung werde. Diese mitteleuropäische Sendung muß vor allen Dingen reines, ehrliches Wahrheitsstreben sein. Aber dieses reine, ehrliche Wahrheitsstreben wurde in einer sonderbaren Weise aufgefaßt, und die Entstellungen gegenüber der Wahrheit wurden auch in einer sonderbaren Weise aufgefaßt. Sie wissen, daß die Beziehungen zwischen der deutschen geistigen Bewegung, der wir angehören, und der Theosophical Society lange vor dem Krieg gelöst worden sind. Das alles, was ich andeutete, wurde in einer sonderbaren Weise aufgefaßt. Bedenken Sie nur, daß zum Beispiel Mrs. Besant es zustande gebracht hat, zu sagen, daß ich angestrebt hätte, Präsident der Theosophical Society in Indien zu werden, um sie von diesem Präsidentenstuhl zu verdrängen, und um von dort aus pangermanische Strömungen auf dem Umwege durch Indien in englandfeindlicher Weise zugunsten des Deutschen Reiches wirksam zu machen! Das werden Sie wirklich glauben, daß das nicht wahr ist, daß das eine objektive Unwahrheit ist!

          Dem steht folgendes gegenüber: 1909 war es, da begründete sich gegen die Schreckensherrschaft des Herrn Leadbeater, und später auch

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gegen den Humbug des Alcyone, eine Gesellschaft, die international alle Länder der Erde umfassen und gewissermaßen ein Gegengewicht gegen die von Mrs. Besant Irregeführten sein sollte. Und dazumal wurde ich von Indien her aufgefordert Vorsitzender Präsident dieser Internationalen Gesellschaft zu werden, und ich habe nicht nur abgelehnt, sondern 1909 in Budapest vor Zeugen Mrs. Besant erzählt, daß ich niemals innerhalb der geistigen Bewegung der neueren Zeit etwas anderes sein will als derjenige, der innerhalb des deutschen Volkswesens diese Bewegung leite. Das sagte ich vor Zeugen 1909 in Budapest Mrs. Besant. Nun nimmt sie es mit der Wahrheit so, daß sie jetzt in ihrer englischen Zeitschrift schreibt, ich hätte angestrebt, nach Indien zu gehen und so weiter, um sie von dort aus zu verdrängen! Da kann man nicht mehr sprechen von objektiver Unwahrheit, da handelt es sich selbstverständlich um bewußte Lüge. Aber es ist schon notwendig, daß mit solchen Mitteln gearbeitet wird, wo das auf dem Spiele steht, daß man gegen den Gang der Wahrheit selber zu kämpfen hat; und das hat im Grunde genommen der angelsächsische Okkultismus. Denn die Wahrheit ist diese: Grundverbunden ist mit mitteleuropäischem Wesen dasjenige, was als Geisteswissenschaft die Menschenkultur zu durchdringen hat. Das aber muß verschleiert, das muß verhüllt, das muß maskiert werden in irgendeiner Weise von England aus. Und immer mehr und mehr ist auch Mrs. Besant im 20. Jahrhundert zum Instrument dieser Verschleierung geworden.

          Notwendigkeit zum Nachdenken über dasjenige, was in unserer Bewegung fließen soll, ist hinreichend vorhanden. Die geistig-irdische Aufgabe ist wirklich da. Dazu haben wir ja keine Veranlassung, ohne zu prüfen, dem einen oder dem anderen blinde Gefolgschaft zu leisten. Das aber ist heute noch nicht gerade etwas, was sehr verlockend sein kann: nichts anderes zu wollen, als ehrlich bloß die Entwickelung der Wahrheit. Sie wissen, wie von allen Seiten innerhalb und außerhalb unserer Gesellschaft die Angriffe und auch der Spott und der Hohn nur so hereinhageln. Aber zu alldem kommt ja noch etwas anderes: Zu dem kommt, daß immer mehr und mehr dies aus unserer geisteswissenschaftlichen Bewegung auch draußen in diese oder jene Seele hineinfließt — wer einen Blick dafür hat, der fühlt es schon, was von unseren

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Büchern oder unseren öffentlichen Vorträgen so hineinfließt in die Seele der Menschen. Aber wenn diese Menschen, die zuweilen recht gern das vertreten, was sie so einfließen lassen, sich rückhaltlos bekennen sollten zu dem, was in so ernster Weise sich gerade als unsere Bewegung hineinstellen soll in den Geistesgang der Menschheit, dann treten eigentümliche Erscheinungen zutage. Es ist manchmal wirklich so, daß die Menschen zwar manche Wahrheit gern auffassen, die gerade auf unserem Boden erzeugt wird, daß sie aber jedes ehrliche, vollkräftige Stehen zu uns so auffassen, als ob sie sich zum Beispiel durch eine wirkliche Berührung mit mir selber die Finger verbrennen würden. Es ist eine sehr häufige Erscheinung, häufiger als man meint! Unter denjenigen, die es ehrlich nicht mit irgendeiner Persönlichkeit, sondern mit dem meinen, was eben ehrliches geisteswissenschaftliches Wahrheitsstreben ist, von denen ist schon vorauszusetzen, daß sie auch in unbedingter Weise sich dazu bekennen. Denn, meine lieben Freunde, der Ernst ist groß, der Ernst ist ungeheuer.

          Die Dinge, die ich gesagt habe, sollten nicht aus irgendeinem nationalen Gefühle heraus gesprochen sein. Ich habe Ihnen ja im Grunde genommen nur Tatsachen erzählt; sie sollten charakterisieren das, was als okkultistische Gegensätze in Europa vorhanden ist und was für den, der sehen will, vieles von den Gegensätzen des physischen Planes schon auch erklären kann.

          Und immer wieder möchte ich es betonen: Ernst brauchen wir, Ernst, um in einer ernsten Zeit die rechte Richtung zu finden, damit das werde, was ich auch schon hier betont habe, was in den Worten liegt:

Aus dem Mut der Kämpfer,

Aus dem Blut der Schlachten,

Aus dem Leid Verlassener,

Aus des Volkes Opfertaten

Wird erwachsen Geistesfrucht —

Lenken Seelen geistbewußt

Ihren Sinn ins Geisterreich.

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ist, oder daß sich der ehemals dicke Herr Erzberger während des Krieges nicht in einer merkwürdig lebendigen Weise durch alle möglichen Untergründe und Keller des europäischen Wollens durchgeschlängelt hat. Kurz, ich glaube, daß man mit diesen Argumenten außerordentlich wenig anfangen kann. Dagegen glaube ich, daß es durchaus richtig ist, was der gegenwärtige deutsche Außenminister Simons in seiner Stuttgarter Rede neulich gesagt hat; daß es nötig ist, die Schuldfrage ernsthaft zu behandeln. Nur habe ich die dieses ergänzende Ansicht, daß das nun wirklich auch geschehen sollte. Denn daß man betont, die Sache sei notwendig, damit hat man noch nicht getan, was zu geschehen hat, sondern es ist eben notwendig, daß es geschieht. Und daß es nötig ist, die Schuldfrage zu behandeln, das geht ja daraus hervor, daß gewissermaßen an die Spitze dieser letzten, unglückseligen Londoner Verhandlungen gestellt worden ist von dem durchtriebensten Staatsmann der Gegenwart, Lloyd George, der — wie soll man es nur nennen, man ist in Verlegenheit, über dasjenige, was gegenwärtig da figuriert, zutreffende Worte zu finden —, der Satz: Alles, was wir verhandeln, geht davon aus, daß für die Entente-Verbündeten die Schuldfrage entschieden ist.

          Nun, wenn alles das, was wir verhandeln können, überhaupt unter dem Aspekt geschieht, daß die Schuldfrage entschieden sei, dann handelt es sich, wenn sie nicht entschieden ist, erst recht darum, beim Anfang die Verhandlungen damit zu beginnen, daß man ernsthaft die Schuldfrage aufwirft und sie in ernsthafter Weise behandelt. Es muß durchaus betont werden, daß im Grunde genommen wirklichkeitsgemäß bis jetzt nichts anderes geschehen ist, in bezug auf diese Schuldfrage, als ein sehr merkwürdiger Entscheid der Siegermächte. Dieser Entscheid begründet sich, ganz nach den Regeln des heutigen Weltgeschehens, nicht auf eine objektive Beurteilung der Tatsachen, sondern einfach auf ein Diktat der Sieger. Die Sieger haben nötig, um ihren Sieg in entsprechender Weise auszunützen, der Welt zu diktieren, die andere Seite sei schuld am Kriege. Man kann ja den Sieg nicht ausnützen, wie man es auf seite der Entente möchte, wie man ihn sogar — das kann ja zugestanden werden — von jenem Standpunkt aus ausnützen muß, wenn man nicht dem anderen die volle Schuld aufhalst.

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Sie werden leicht einsehen, daß man so, wie man da handelt, nicht handeln könnte, wenn man sagen würde: Ja, die Leute sind ja eigentlich gar nicht so zu beurteilen, wie es, sagen wir, während der Kriegskatastrophe geschehen ist.

          Also es handelt sich darum — denn alles andere ist nur Literatur geblieben oder nicht einmal Literatur geworden —, daß vorläufig für die Schuldfrage nichts anderes getan worden ist, als daß ein Siegerdiktat erflossen ist. Und daß auf unbegreifliche Weise das geschehen ist, was im Grunde doch niemals hätte geschehen dürfen, daß dieses Siegerdiktat unterschrieben worden ist, damit ist eine Tatsache geschaffen, die man nicht genug bedauern kann. Denn man kann nicht sagen: Diese Unterschrift hat gegeben werden müssen, um das Unglück nicht noch größer zu machen. — Derjenige, der in die wirklichen Ereignisse hineinsieht, weiß, daß man doch durchkommt durch die gegenwärtige Weltsituation nur mit der Wahrheit und mit dem Willen zur vollen Wahrheit. Mag auch vielleicht das, was zunächst durch das Bedürfnis fließt, zu tragischen Situationen führen, man kommt heute doch mit nichts anderem durch. Die Zeiten sind zu ernst, sie rufen zu große Entscheidungen hervor, als daß sie anders gelöst werden könnten als mit dem vollen Mittel zur Wahrheit.

          Ich möchte betonen: Da ich in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht, nicht in der Lage bin, die Sache so zu geben, daß aus dem Inhalt meiner Sätze voll dasjenige, was ich sage, auch beweiskräftig erscheinen könnte, werde ich wenigstens in der Art, in der ich mich bemühe, die Dinge darzustellen, im Nuancieren, in der Weise, wie die Dinge gegeben werden, versuchen, Ihnen eine Grundlage zur Bildung eines Urteils auf diesem Gebiet zu geben. Nun, ich habe durch wirklich langjährige Erfahrungen, durch ein sorgfältiges Beobachten dessen, was im weltgeschichtlichen Werden sich vollzieht, herausbekommen, wie vor allen Dingen bei dem angelsächsischen Volk und insbesondere bei gewissen Menschengruppen innerhalb dieses angelsächsischen Volkes eine in einem gewissen Sinne durchaus weltgeschichtlich großzügig gehaltene politische Anschauung besteht. Bei gewissen Hintermännern, wenn ich sie so nennen darf, der angelsächsischen Politik besteht eine politische Anschauung, die ich in zwei Hauptsätzen zu-

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sammenfassen möchte: Erstens besteht die Ansicht — und es ist eine größere Anzahl von Persönlichkeiten, welche hinter den eigentlichen äußeren Politikern, die zuweilen Strohmänner sind, stehen, durchdrungen von dieser Ansicht —, daß der angelsächsischen Rasse durch gewisse Weltentwickelungskräfte die Mission zufallen müsse, für die Gegenwart und die Zukunft vieler Jahrhunderte eine Weltherrschaft, eine wirkliche Weltherrschaft auszuüben. Es ist dieses festgewurzelt in diesen Persönlichkeiten, wenn es auch, ich möchte sagen, auf materialistische Art und in materialistischen Vorstellungen von dem Weltenwirken festgewurzelt ist, es ist aber so festgewurzelt in denjenigen, die die wahren Führer der angelsächsischen Rasse sind, daß man es vergleichen kann mit den inneren Impulsen, welche einstmals das alt-jüdische Volk von seiner Weltmission hatte. Das altjüdische Volk stellte sich allerdings die Sache mehr moralisch, mehr theologisch vor; aber die Intensität des Vorstellens ist keine andere bei den eigentlich Führenden der angelsächsischen Rasse wie bei dem altjüdischen Volk. Wir haben es also in erster Linie mit diesem Grundsatz, den Sie verfolgen können auch äußerlich, zu tun und mit der besonderen Art der Lebensauffassung, wie sie bei dem angelsächsischen Volk, bei seinen repräsentativen Männern gerade, vorhanden ist. Es herrscht die Ansicht, daß dann, wenn so etwas vorliege, alles getan werden müsse, was im Sinne eines solchen Weltimpulses liege, daß man vor nichts zurückschrecken dürfe, was im Sinne eines solchen Weltimpulses liegt. Dieser Impuls wird in einer, man muß schon sagen, intellektualistisch außerordentlich großartigen Weise hineingetragen in die Gemüter derer, die dann in den mehr unteren Stellungen — wozu aber immer noch diejenigen der Staatssekretäre gehören — das politische Leben führen. Ich glaube, wer die eben angeführte Tatsache nicht kennt, der kann unmöglich den Gang der Weltentwickelung in der neueren Zeit verstehen.

          Das zweite, worauf sich diese ja für Mitteleuropa so traurige und verderbliche Weltpolitik richtet, ist das Folgende. Man ist weitsichtig. Diese Politik ist vom Gesichtspunkt des Angelsachsentums aus eben großzügig, ist durchsetzt von dem Glauben, daß Weltimpulse die Welt regieren und nicht die kleinen praktischen Impulse, von denen sich oft-

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mals mit Oberhebung diese oder jene Politiker leiten lassen. Diese Politik des Angelsachsentums ist in diesem Sinne eine großzügige; sie rechnet auch in einzelnen praktischen Maßnahmen mit dem weltgeschichtlichen Impuls. Das zweite ist dies: Man weiß, daß die soziale Frage ein weltgeschichtlicher Impuls ist, der unbedingt sich ausleben muß. Es gibt keinen der Führenden unter den angelsächsischen Persönlichkeiten, die in Betracht kommen, der nicht mit einem, ich möchte sagen, außerordentlich kalten, nüchternen Blick sich sagte: Die soziale Frage muß sich ausleben. — Aber er sagt sich dazu: Sie darf sich nicht so ausleben, daß die westliche, die angelsächsische Mission dadurch Schaden erleiden könnte. Er sagt da fast wörtlich, und diese Worte sind oft gesprochen worden: Die westliche Welt ist nicht dazu angetan, daß man sie ruinieren lasse durch sozialistische Experimente. Dazu ist die östliche Welt angetan. — Und er ist dann von der Absicht beseelt, diese östliche, namentlich die russische Welt, zum Felde sozialistischer i Experimente zu machen.

          Dasjenige, was ich Ihnen jetzt sage, ist eine Anschauung, die ich konstatieren konnte — vielleicht geht sie noch weiter zurück, das weiß ich vorderhand nicht — bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Mit kaltem Blicke wußte man im angelsächsischen Volke, daß sich die soziale Frage ausleben müsse, daß man durch diese das Angelsachsentum nicht ruinieren lassen wolle, daß daher Rußland werden müsse das Experimentierland für sozialistische Versuche. Und nach dieser Richtung hin wurde in der Politik tendiert, es wurde mit aller Klarheit nach dieser Politik hin tendiert. Und namentlich alle Balkanfragen, einschließlich derjenigen, durch die man im Berliner Vertrag den ahnungslosen Mitteleuropäern Bosnien und die Herzegowina zugeschanzt hat, alle diese Fragen wurden schon unter diesem Gesichtspunkte behandelt. Die ganze Behandlung des türkischen Problems von Seite der angelsächsischen Welt steht unter diesem Gesichtspunkt, und man hoffte, daß die sozialistischen Experimente, dadurch daß sie sich so abspielen, wie sie sich abspielen müssen, wenn die in die Irre gehende Proletarierwelt sich nach marxistischen oder ähnlichen Prinzipien richtet, daß dann diese sozialistischen Experimente auch für die Welt der Arbeiter eine deutliche Lehre sein werden in ihrem

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Ausgehen, in der Nichtigkeit, in der Zerstörung eine deutliche Lehre sein werden, daß man es so auch nicht machen könne. Man wird also die westliche Welt dadurch schützen, daß man im Osten zeigen wird, was der Sozialismus anrichtet, wenn er sich so verbreiten kann, wie man es für die westliche Welt nicht will.

          Sie sehen, diese Dinge, von denen es durchaus auch möglich sein wird, sie vollhistorisch zu begründen, sind das, was seit Jahrzehnten der europäischen Situation, der Weltsituation überhaupt zugrunde liegt. Und aus diesen Dingen geht dann, ich möchte sagen, das hervor, was eine mehr nun schon gegen die physische Welt zu gelegene Ebene des weltgeschichtlichen Geschehens zeigt. Wir brauchen nur ganz aufmerksam dasjenige zu lesen, was der Phantast Woodrow Wilson, der aber doch im gegenwärtigen Sinne ein guter Historiker ist, in seinen verschiedenen Reden durch seine Worte hindurchscheinen läßt. Aber wir brauchen das nur, um ein Symptom für das zu haben, was ich sagen will. Durch die ganze neuere Geschichte herauf hat sich ergeben, daß der Orient, wenn man das auch gewöhnlich nicht bemerkt, eine Art von Diskussionsproblem für die ganze europäische Zivilisation ist. Es bleibt dem objektiven Beobachter doch nichts anderes übrig, als sich zu sagen: Durch die weltgeschichtlichen Ereignisse der neueren Zeit ist England begünstigt worden in einer gewissen Inaugurierung der Ihnen charakterisierten Mission. Das geht weit zurück, zurück bis zu der Auffindung der Möglichkeit, auf dem Seewege nach Indien zu kommen. Von diesem Ereignis aus geht eigentlich im Grunde genommen auf verschiedenen Umwegen die ganze Konfiguration der neueren englischen Politik und da haben Sie — wenn ich Ihnen das kurz schematisch andeuten darf; was ich jetzt sage, müßte man natürlich in vielen Stunden auseinandersetzen, ich kann aber in dieser Fragenbeantwortung die Sache nur andeuten —, da haben Sie das, was ich den Zug der von der englischen Mission getragenen Weltströmung nennen möchte, da haben Sie es so: sie geht von England aus durch den Ozean hindurch um Afrika herum nach Indien. An dieser Linie ist ungeheuer viel zu lernen. Diese Linie ist diejenige, um welche die angelsächsische Weltmission in Wahrheit kämpft und kämpfen wird bis aufs Messer, auch wenn es nötig ist, gegen Amerika bis aufs Messer kämpfen wird.

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          Die andere Linie, die ebenso wichtig ist, das ist diese, die den Landweg darstellt, welche im Mittelalter eine große Rolle spielte, aber durch die Entdeckung Amerikas und durch den Einfall der Türken in Europa für die neueren Wirtschaftsentwickelungen eine Unmöglichkeit geworden ist. Aber zwischen diesen beiden Linien liegt der Balkan, und die angelsächsische Politik geht darauf hin, das Balkanproblem so zu behandeln, daß diese Linie völlig ausgeschaltet wird in bezug auf die Wirtschaftsentwickelung, daß allein die Seelinie sich entwickeln kann. Wer sehen will, kann das, was ich eben jetzt angedeutet habe, in all dem sehen, was sich abgespielt hat vom Jahre 1900 und schon früher bis zu den Balkankriegen, die dem sogenannten Weltkrieg unmittelbar vorangegangen sind, und bis zum Jahre 1914.

          Ein anderes liegt da noch vor, das Verhältnis von England zu Rußland. Diese Linie interessiert selbstverständlich Rußland gar nicht; aber Rußland interessiert sein eigenes Verhalten zu dieser Linie. England hat ja, wie Sie bereits gesehen haben, mit Rußland etwas Besonderes vor, das sozialistische Experiment, und es muß daher seine ganze Politik daraufhin anlegen, daß auf der einen Seite diese Wirtschaftslinie zustande komme, und auf der anderen Seite Rußland so eingeengt und eingedämmt werde, daß es zu den sozialistischen Experimenten eben den Boden hergeben könne. Das war im Grunde genommen dennoch die Weltsituation. Alles dasjenige, was getan worden ist bis zum Jahre 1914 auf dem Gebiete der Weltpolitik, steht unter dem Einfluß dieser Welttendenz. Wie gesagt, es gehörten viele Stunden dazu, um das im einzelnen auszuführen; ich wollte es aber hier zunächst wenigstens andeuten.

          Dasjenige, was nun dem gegenübersteht, und was ich durchleuchten ließ, als ich im Jahre 1919 meinen Aufruf «An das deutsche Volk und die Kulturwelt» schrieb, das ist die andere Tatsache, daß man sich leider immer in Mitteleuropa verschlossen hat dagegen, daran zuglauben, daß man eine politische Einstellung gewinnen müsse unter dem Gesichtspunkt solcher großzügigen historischen Impulse. Man konnte es innerhalb Europas, innerhalb des Kontinentes leider nicht dazu bringen, daß sich irgend jemand eingelassen hätte darauf, die Maßregeln, die getroffen wurden, unter dem Gesichtswinkel zu be-

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6.11.2018

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